Berlin. Amerikanische Politologen haben den Niedergang von Demokratien lange in fernen Ländern studiert, inzwischen reicht ein Blick aus dem Fenster. Daniel Ziblatt, Harvard-Professor und einer der führenden Demokratieforscher weltweit, kann am Beispiel seiner Universität beobachten, wie selbst die mächtigsten und stolzesten Institutionen des Landes von US-Präsident Donald Trump und seiner Regierung eingeschüchtert werden.
In dem Buch „How Democracies Die“ zeichnete Ziblatt mit seinem Co-Autor Steven Levitsky nach, wie Venezuela, Russland, die Türkei und Ungarn in den Autoritarismus abgeglitten sind. Schon als das Buch erschien, im Jahr 2018, warnte Ziblatt vor der Bedrohung des politischen Systems der USA durch Trump.
Heute steht fest: Trump schafft eine neue Wirklichkeit, die amerikanische Demokratie befindet sich in akuter Gefahr. „Setzen sich die aktuellen Trends fort, muss man bald von einem neuen Regime sprechen“, sagt Ziblatt im Interview mit dem Handelsblatt. Und doch sieht er Hoffnungszeichen: „Trumps Projekt ist noch nicht voll institutionalisiert; es gibt Gegenwehr, der Ausgang ist offen.“